Giuseppe Verdi und Richard Wagner: zwei Musikgiganten, die bei oberflächlicher Betrachtung nicht viel verbindet. Doch eine genauere Analyse zeigt erstaunliche Querverbindungen.
So waren beide Komponisten im selben Jahr in Wien. 1875 hat Wagner in der Hofoper "Tannhäuser" und "Lohengrin" aufgeführt, nur wenige Monate zuvor hatte Verdi mit seinem "Requiem" und "Aida" ebendort triumphale Erfolge gefeiert.
Getroffen haben sie einander aber nicht - mit Absicht? "È matto", er ist verrückt, meinte Verdi trocken, nachdem er die "Tannhäuser"-Ouvertüre, seine erste Begegnung mit Wagners Musik, gehört hat. Wagner hat die Musik von Verdi gekannt, dessen "Requiem" er in Wien gehört hat, dazu aber schlicht geschwiegen, zumindest öffentlich. Nicht so seine Frau Cosima, der vor Empörung über diese italienische Musik "physisch übel" wurde, wie sie notierte.
Auch der Perfektionismus eint beide Komponisten. An die 50 Proben genügten Wagner nicht, um seinen "Tristan" in Wien uraufzuführen. Verdi wiederum probte in Wien energisch und ohne seine musikalischen Ideen zurückzuschrauben. Bei einer Probe zu "Aida" konnte der Dirigent Verdis Taktschlag nicht genau sehen, Haupt- und Nebenorchester harmonierten nicht. Kurzerhand erweiterte Verdi mit seinem eigenen Taschenmesser die in der Dekoration befindliche Öffnung.
Die Dokumentation "König und Rebell" erzählt in Briefzitaten und Anekdoten von den Lebensumständen und (musik-)ästhetischen Ansichten der Komponisten Giuseppe Verdi und Richard Wagner. Zu Wort kommt unter anderen Eberhard Straub, Historiker und Autor des Buchs "Wagner und Verdi".
Am Samstag, 28. September, 20.15 Uhr, folgt im Rahmen des 3sat-Programm zu Giuseppe Verdis 200. Geburtstag "Messa da requiem", ein Konzert der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Herbert von Karajan von 1984.
Die Bayreuther Festspiele haben die Stadt bekannt gemacht und ziehen Tausende Besucher an. Im Herbst ist es ruhiger in Bayreuth und weniger glamourös, aber nicht weniger schön.
Schauspielerin Corinna Binzer schaut hinter die Kulissen dieser Stadt. Dabei stößt sie auf bisher unbekannte Geschichten und begegnet Menschen, die alle zu ihrem ganz persönlichen Bild von Bayreuth beitragen.
1871 wählte Richard Wagner Bayreuth als künftigen Ort seiner Festspiele. Das Markgräfliche Opernhaus war der Grund, der Richard Wagner nach Bayreuth führte. 2012 zum UNESCO-Welterbe ernannt, zählt es zu den schönsten Barocktheatern der Welt. Daneben kommen kulturbegeisterte Stadtbesucher auch bei einer Besichtigung des Bayreuther Schlosses voll auf ihre Kosten.
Nahe dem Schloss liegt die bekannteste Brauerei Bayreuths. Dort arbeiten nicht nur Bierbrauer, sondern auch ein Kaffeeröster, der mit außergewöhnlichen Kaffeesorten lockt. In Bayreuth kann man es sich auch sonst kulinarisch gut gehen lassen: In den Konditoreien locken Spezialitäten wie Anisbrezeln, Eierringe, Spritzkuchen und leckere "Küchle". Das "Kretzaweckla" ist eine oberfränkische Spezialität, dessen äußere Form eine eigene Geschichte verbirgt.
Wie viel Arbeit in einem handgefertigten Konzertflügel steckt, kann man in einem Bayreuther Familienbetrieb sehen, der bereits seit 1852 in der Stadt ansässig ist. "Steingraeber"-Instrumente gehören zu den besten der Welt und werden bis nach China verkauft.
Warum zwischen Bayreuth und Afrika eine besondere Beziehung besteht und wo die Jugend von Bayreuth sich ihre Flächen für Kreativität und Sport selbst schafft, auch das erfährt Corinna Binzer bei ihrer Entdeckungstour hinter den Kulissen von Bayreuth.
Rivalitäten, Intrigen, Größenwahn, geheime Affären, himmelstürmende Erfolge und ergreifende Niederlagen: Der Wagner-Clan liefert den perfekten Stoff für eine pralle Familiensaga.
1883: Cosima Wagner klammert sich an den Leichnam ihres Mannes Richard. Unfähig, seinen Tod zu akzeptieren, schwört sie ihre Kinder auf ihre "heilige Pflicht" ein: Isolde, Eva und Siegfried sollen ihr Leben ganz in den Dienst von Wagners Werk stellen.
Die Zukunft von Bayreuth steht auf dem Spiel. Zwar gelingt es Cosima, sich als neue Festspielleiterin durchzusetzen. Doch damit die Festspiele in Familienhand bleiben, muss eines der Kinder ihre Nachfolge antreten - und Nachkommen in die Welt setzen. Siegfried scheint dafür nicht geeignet. Als durchsetzungsfähiger erweist sich die Älteste, Isolde. Gemeinsam mit dem jungen Dirigenten Franz Beidler träumt sie davon, Bayreuth zu erneuern. Als sie schließlich den ersehnten "Stammhalter" zur Welt bringt, scheint die Frage der Nachfolge beantwortet. Doch die Intrigen des mit Cosima befreundeten Schriftstellers Houston Chamberlain treiben einen Keil zwischen die Geschwister und ihre Mutter. Siegfried soll sich gegen Beidler behaupten - woraufhin dieser den schwulen Schwager bei der Schwiegermutter denunziert. Als Isolde zu ihrem Mann hält, wird sie von Cosima enterbt. Wütend klagt sie vor Gericht ihr Recht ein: Auch wenn ihre Mutter bei ihrer Geburt noch mit Hans von Bülow verheiratet war - jeder weiß, Isolde ist die leibliche Tochter Richard Wagners. Beweise gibt es dafür allerdings nicht. Isolde verliert den Prozess. Verarmt stirbt sie Jahre später an Tuberkulose. Doch die Erinnerung an Wagners Lieblingstochter, seine "Brünnhilde", lebt im Hause Wagner fort: Siegfried, von Cosima zu einer Ehe gedrängt, zeugt mit der viel jüngeren Winifred vier Kinder - und in der Jüngsten erkennt er den rebellischen Geist von Isolde wieder: Friedelind lässt sich von niemandem einschüchtern, schon gar nicht von "Onkel Wolf" - dem jungen Adolf Hitler, der neuerdings bei Wagners ein und aus geht.
Mit Iris Berben, Friederike Becht, Justus von Dohnányi, Lars Eidinger, Petra Schmidt-Schaller, Eva Löbau
Richard Wagners "Rheingold" in unter zehn Minuten: Kinder erklären mit ihrer ganz eigenen Sicht auf die Dinge sehr anschaulich den ersten Teil des "Ring des Nibelungen" in einem Comic-Video.
Der Film zeigt, wie Alberich den Schatz klaut, Wotan ihn über den Tisch zieht und am Ende der machtvolle Ring dann doch in die falschen Hände gerät. Opernvorbereitung einmal anders!
In der Nähe von Wagners einstigem Wohnsitz in Zürich, wo ein Großteil des "Rings" komponiert wurde, führte das Opernhaus Zürich 2024 erstmals seit über 20 Jahren einen ganzen Zyklus auf.
"In gewisser Weise kehrt der Ring zu seinen Ursprüngen zurück", sagt Andreas Homoki, der Regisseur von Wagners grandiosem Mythos, der den Aufstieg und Fall einer ganzen Welt schildert und sich mit Themen wie Liebe, Schicksal, Mut und Verrat auseinandersetzt.
Im Kern ist "Der Ring des Nibelungen" auch ein Familiendrama über Wotan, den Göttervater, und sein Ringen um Vertragstreue und Vertragsbruch, über Freiheit und Unfreiheit, sowie seine verzweifelten Versuche, den Untergang aufzuhalten, den er selbst eingeleitet hat.
Homokis Inszenierung bringt die Götter, Menschen und Fabelwesen einander erstaunlich nahe und macht ihre Beziehungen und Motivationen durch eine sorgfältige Darstellung der Charaktere lebendig und überzeugend. Die exzellente Solistenbesetzung bleibt über alle vier Opern konstant, was die dramaturgische Intensität noch weiter erhöht: Tomasz Konieczny als Wotan, Camilla Nylund als Brünnhilde, Christopher Purves als Alberich, Wolfgang Ablinger-Sperrhacke als Mime und Klaus Florian Vogt als Siegfried, der in Homokis Zürcher Inszenierung sein Rollendebüt feierte. Musikalischer Leiter war Gianandrea Noseda.
"Das Rheingold", der Prolog zu Wagners Ring, enthüllt die kosmischen Konflikte zwischen Göttern, Riesen und Nibelungen um den schicksalhaften Ring.
Mit Tomasz Konieczny, Camilla Nylung, Christoper Purves, Wolfgang Ablinger-Sperrhacke, Klaus Florian Vogt
Mit dieser Frau ist nicht zu spaßen: Die Walküre Brünnhilde führt ihrem Göttervater Wotan tote Helden für seine Armee zu. Doch bei Siegmund macht sie eine Ausnahme. Wotan ist "not amused".
Der zweite Teil aus Richard Wagners Tetralogie "Der Ring des Nibelungen" als Comic-Video, in unter zehn Minuten von Kindern erzählt.
In der Nähe von Wagners einstigem Wohnsitz in Zürich, wo ein Großteil des "Rings" komponiert wurde, führte das Opernhaus Zürich 2024 erstmals seit über 20 Jahren einen ganzen Zyklus auf.
Liebe, Schicksal und Rebellion gegen die göttliche Autorität: In "Die Walküre" entwickelt sich die Tragödie um die getrennten Zwillinge Siegmund und Sieglinde. Brünnhilde widersetzt sich ihrem Vater, was Wotan zu einer verhängnisvollen Entscheidung veranlasst.
"In gewisser Weise kehrt der Ring zu seinen Ursprüngen zurück", sagt Andreas Homoki, der Regisseur von Wagners grandiosem Mythos, der den Aufstieg und Fall einer ganzen Welt schildert und sich mit Themen wie Liebe, Schicksal, Mut und Verrat auseinandersetzt.
Im Kern ist "Der Ring des Nibelungen" auch ein Familiendrama über Wotan, den Göttervater, und sein Ringen um Vertragstreue und Vertragsbruch, über Freiheit und Unfreiheit, sowie seine verzweifelten Versuche, den Untergang aufzuhalten, den er selbst eingeleitet hat.
Homokis Inszenierung bringt die Götter, Menschen und Fabelwesen einander erstaunlich nahe und macht ihre Beziehungen und Motivationen durch eine sorgfältige Darstellung der Charaktere lebendig und überzeugend. Die exzellente Solistenbesetzung bleibt über alle vier Opern konstant, was die dramaturgische Intensität noch weiter erhöht: Tomasz Konieczny als Wotan, Camilla Nylund als Brünnhilde, Christopher Purves als Alberich, Wolfgang Ablinger-Sperrhacke als Mime und Klaus Florian Vogt als Siegfried, der in Homokis Zürcher Inszenierung sein Rollendebüt feierte. Musikalischer Leiter war Gianandrea Noseda.
Mit Tomasz Konieczny, Camilla Nylung, Christoper Purves, Wolfgang Ablinger-Sperrhacke, Klaus Florian Vogt
Dieses Schwert lässt Drachen zittern: Siegfried - der Sohn von Sieglinde und Siegmund - hat sich "Nothung" höchstselbst geschmiedet, um damit den Drachen Fafner umzulegen.
Der liegt fett und faul auf dem Nibelungenschatz und dem Zauberring. Kommt es zum Showdown? Teil drei aus Richard Wagners Tetralogie "Der Ring des Nibelungen" als Comic-Video und von Kindern erzählt.
In der Nähe von Wagners einstigem Wohnsitz in Zürich, wo ein Großteil des "Rings" komponiert wurde, führte das Opernhaus Zürich 2024 erstmals seit über 20 Jahren einen ganzen Zyklus auf.
"Siegfried" zeigt den furchtlosen Helden, der sich seinem Schicksal stellt. Klaus Florian Vogts Darstellung des Siegfried fügt der Entwicklung der Figur eine neue Perspektive hinzu, wobei dunkler Humor und List die Geschichte bereichern.
"In gewisser Weise kehrt der Ring zu seinen Ursprüngen zurück", sagt Andreas Homoki, der Regisseur von Wagners grandiosem Mythos, der den Aufstieg und Fall einer ganzen Welt schildert und sich mit Themen wie Liebe, Schicksal, Mut und Verrat auseinandersetzt.
Im Kern ist "Der Ring des Nibelungen" auch ein Familiendrama über Wotan, den Göttervater, und sein Ringen um Vertragstreue und Vertragsbruch, über Freiheit und Unfreiheit, sowie seine verzweifelten Versuche, den Untergang aufzuhalten, den er selbst eingeleitet hat.
Homokis Inszenierung bringt die Götter, Menschen und Fabelwesen einander erstaunlich nahe und macht ihre Beziehungen und Motivationen durch eine sorgfältige Darstellung der Charaktere lebendig und überzeugend. Die exzellente Solistenbesetzung bleibt über alle vier Opern konstant, was die dramaturgische Intensität noch weiter erhöht: Tomasz Konieczny als Wotan, Camilla Nylund als Brünnhilde, Christopher Purves als Alberich, Wolfgang Ablinger-Sperrhacke als Mime und Klaus Florian Vogt als Siegfried, der in Homokis Zürcher Inszenierung sein Rollendebüt feierte. Musikalischer Leiter war Gianandrea Noseda.
Mit Tomasz Konieczny, Camilla Nylung, Christoper Purves, Wolfgang Ablinger-Sperrhacke, Klaus Florian Vogt
Es geht dem Ende zu: "Die Götterdämmerung" droht: Wotan fällt die Weltesche und die Erdenwürmer streiten sich um den Ring. Das kann nicht gut ausgehen. Oder doch?
Der vierte und letzte Teil aus Richard Wagners "Ring des Nibelungen" - als Comic-Video und von Kindern erzählt.
In der Nähe von Wagners einstigem Wohnsitz in Zürich, wo ein Großteil des "Rings" komponiert wurde, führte das Opernhaus Zürich 2024 erstmals seit über 20 Jahren einen ganzen Zyklus auf.
In der "Götterdämmerung" entfaltet sich die Erzählung von Siegfrieds Verrat und dem Untergang der Götter zum finalen Spektakel. Homoki lässt die Geschichte für sich selbst sprechen und hebt die emotionalen Konflikte zwischen Siegfried, Brünnhilde und Hagen hervor.
"In gewisser Weise kehrt der Ring zu seinen Ursprüngen zurück", sagt Andreas Homoki, der Regisseur von Wagners grandiosem Mythos, der den Aufstieg und Fall einer ganzen Welt schildert und sich mit Themen wie Liebe, Schicksal, Mut und Verrat auseinandersetzt.
Im Kern ist "Der Ring des Nibelungen" auch ein Familiendrama über Wotan, den Göttervater, und sein Ringen um Vertragstreue und Vertragsbruch, über Freiheit und Unfreiheit, sowie seine verzweifelten Versuche, den Untergang aufzuhalten, den er selbst eingeleitet hat.
Homokis Inszenierung bringt die Götter, Menschen und Fabelwesen einander erstaunlich nahe und macht ihre Beziehungen und Motivationen durch eine sorgfältige Darstellung der Charaktere lebendig und überzeugend. Die exzellente Solistenbesetzung bleibt über alle vier Opern konstant, was die dramaturgische Intensität noch weiter erhöht: Tomasz Konieczny als Wotan, Camilla Nylund als Brünnhilde, Christopher Purves als Alberich, Wolfgang Ablinger-Sperrhacke als Mime und Klaus Florian Vogt als Siegfried, der in Homokis Zürcher Inszenierung sein Rollendebüt feierte. Musikalischer Leiter war Gianandrea Noseda.
Mit Tomasz Konieczny, Camilla Nylung, Christoper Purves, Wolfgang Ablinger-Sperrhacke, Klaus Florian Vogt
Rivalitäten, Intrigen, Größenwahn, geheime Affären, himmelstürmende Erfolge und ergreifende Niederlagen: Der Wagner-Clan liefert den perfekten Stoff für eine pralle Familiensaga.
1883: Cosima Wagner klammert sich an den Leichnam ihres Mannes Richard. Unfähig, seinen Tod zu akzeptieren, schwört sie ihre Kinder auf ihre "heilige Pflicht" ein: Isolde, Eva und Siegfried sollen ihr Leben ganz in den Dienst von Wagners Werk stellen.
Die Zukunft von Bayreuth steht auf dem Spiel. Zwar gelingt es Cosima, sich als neue Festspielleiterin durchzusetzen. Doch damit die Festspiele in Familienhand bleiben, muss eines der Kinder ihre Nachfolge antreten - und Nachkommen in die Welt setzen. Siegfried scheint dafür nicht geeignet. Als durchsetzungsfähiger erweist sich die Älteste, Isolde. Gemeinsam mit dem jungen Dirigenten Franz Beidler träumt sie davon, Bayreuth zu erneuern. Als sie schließlich den ersehnten "Stammhalter" zur Welt bringt, scheint die Frage der Nachfolge beantwortet. Doch die Intrigen des mit Cosima befreundeten Schriftstellers Houston Chamberlain treiben einen Keil zwischen die Geschwister und ihre Mutter. Siegfried soll sich gegen Beidler behaupten - woraufhin dieser den schwulen Schwager bei der Schwiegermutter denunziert. Als Isolde zu ihrem Mann hält, wird sie von Cosima enterbt. Wütend klagt sie vor Gericht ihr Recht ein: Auch wenn ihre Mutter bei ihrer Geburt noch mit Hans von Bülow verheiratet war - jeder weiß, Isolde ist die leibliche Tochter Richard Wagners. Beweise gibt es dafür allerdings nicht. Isolde verliert den Prozess. Verarmt stirbt sie Jahre später an Tuberkulose. Doch die Erinnerung an Wagners Lieblingstochter, seine "Brünnhilde", lebt im Hause Wagner fort: Siegfried, von Cosima zu einer Ehe gedrängt, zeugt mit der viel jüngeren Winifred vier Kinder - und in der Jüngsten erkennt er den rebellischen Geist von Isolde wieder: Friedelind lässt sich von niemandem einschüchtern, schon gar nicht von "Onkel Wolf" - dem jungen Adolf Hitler, der neuerdings bei Wagners ein und aus geht.
Mit Iris Berben, Friederike Becht, Justus von Dohnányi, Lars Eidinger, Petra Schmidt-Schaller, Eva Löbau
Der Rhein gehört weltweit zu den verkehrsreichsten Wasserstraßen. Sechs Millionen Menschen leben direkt an dieser Lebensader Europas. Aber nur die wenigsten kennen das Ursprungsgebiet.
In Graubünden, wo die beiden Quellen des Vorder- und des Hinterrheins hoch oben in den Alpen liegen, ist der Rhein noch jung und wild. - Die Rheinreise startet am Hinterrhein mit traumhaften Landschaftsbildern und spektakulären Aufnahmen wilder Tiere.
Es ist Anfang Oktober. Der erste Schnee fällt am Rheinwaldhorn. Der Bach gurgelt gleichmäßig und schlängelt sich wenige Meter entfernt an der Zapporthütte vorbei. Es ist einer von zahlreichen Quellbächen des Hinterrheins.
Daniela Zwyer, die Hüttenwartin der Zapporthütte, ist müde von einer langen Saison. Für sie ist das Quellgebiet ein Kraftort. Ein letztes Mal macht sie einen Rundgang um die Hütte, schließt alle Fensterläden. Die Zapporthütte liegt am Osthang des Rheinwaldhorns auf 2276 Metern. In den letzten Monaten waren über tausend Menschen dort oben zu Besuch. Viele von ihnen aus Deutschland. Sie wollten sehen, woher der Rhein kommt.
Die Hütte ist nur durch einen vierstündigen Fußmarsch erreichbar. Wer den Aufstieg wagt, kommt vorher an der Gemeinde Rheinwald vorbei. Dort wird an einem Revitalisierungsprojekt gearbeitet. Mehrere Hektare Wald werden gerodet, um dem Rhein wieder seine wilde, ursprüngliche Form zurückzugeben, den er bis vor 60 Jahren hatte.
Seit jeher ist das Leben am Rhein für die Menschen in den Bergregionen mit Herausforderungen verbunden. Und seit jeher wissen diese Menschen, dass ein Leben nur als Miteinander mit der Natur möglich ist.
Mirco Scherrer ist Forstwart und Ranger. Er lebt von und mit der Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt am Hinterrhein. Scherrer nimmt teil an einem besonderen Naturschauspiel: Es ist Brunftzeit der Rothirsche. Ohrenbetäubend ist ihr Röhren, wenn sie sich paaren. Durch die beeindruckende Schlucht der Via Mala geht die Reise weiter nach Thusis, wo der Jäger Martin Simeon den Fellmarkt besucht. Geduldig versuchen er und seine Frau Alice, für ihre Fuchsfelle und für das aufwendig hergestellte Murmeltieröl Abnehmer zu finden.
In Graubünden, wo die beiden Quellen des Vorder- und des Hinterrheins hoch oben in den Alpen liegen, ist der Rhein noch jung und wild. Diese Etappe startet am Oberalppass am Lai da Tuma.
Der Lai de Tuma oder Tomasee gilt als eigentlicher Quellsee des Vorderrheins. Tatsächlich entspringt der Rhein dort oben aus Dutzenden kleinen Bächen, bevor er sich sammelt und als wilder, junger Fluss durch die bündnerische Surselva fließt.
Früh am Morgen ist der Landwirt Marcus Berther aus Segnas mit seinen Schafen unterwegs. Für 500 Tiere ist heute ein besonderer Tag: Alpaufzug. Fünf Stunden rennen, springen und klettern die Schafe drauflos, bis sie endlich auf der Alp Cavreina ankommen.
Nur wenige Kilometer entfernt lebt Sandro Cavegn. Auch seine Existenz ist unmittelbar mit der Natur am Rhein verbunden: Während der Sommermonate bietet er für Einheimische und für Touristen Kurse im Goldwaschen an. Auch wenn es nur kleinste Mengen an wertvollen Materialien sind, die an einem Tag geschürft werden, so ist die Faszination und die Hoffnung auf den bedeutenden Fund bei Alt und Jung groß.
Zwischen Ilanz, der ersten Stadt am Rhein und Reichenau, dem Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein, befindet sich die Ruinaulta. So heißt die Rheinschlucht, die seit 2008 zum Weltnaturerbe der UNESCO gehört. Durch imposante Felsformationen schlängelt sich der Vorderrhein und lädt zum Kajakfahren und Verweilen am Ufer ein. Für Francesca von Tscharner ist der Rheinzusammenfluss ein Kraftort. Obwohl sie direkt am Rhein aufgewachsen ist und heute noch dort wohnt, wagt sie sich zum ersten Mal in einem Kajak auf das wilde Wasser.
Der Rhein gehört weltweit zu den verkehrsreichsten Wasserstraßen. Sechs Millionen Menschen leben direkt an dieser Lebensader Europas. Aber nur die wenigsten kennen das Ursprungsgebiet. Die zweiteilige Dokumentation stellt es vor.
Urelefanten am Flussufer, ein Tsunami im Rheintal, römische Besatzer und Riesenflöße, die bis nach Holland fahren. "Terra X" erzählt die bewegte Geschichte des Rheins.
Sein Weg führt von den Alpen bis zur Nordsee. Schon im Altertum ist er hart umkämpft. Doch bald wird er mit Städten wie Köln zum Zentrum von Wirtschaft und Zivilisation. Und mit der Nibelungensage zum Ort der Märchen und Mythen.
1914 entdeckte man bei Bonn ein steinzeitliches Grab mit zwei 14.000 Jahre alten Skeletten, den Oberkasseler Menschen. Mithilfe dieser Funde konnten Forscher in den vergangenen Jahren das Leben am Rhein während der Eiszeit rekonstruieren. Eine Welt wie im heutigen Skandinavien, in der diese frühen Rheinländer Elche jagten und mit Harpunen Lachse im Fluss erbeuteten.
Die Nachfahren der Oberkasseler Menschen erlebten am Ende der Eiszeit die größte Naturkatastrophe, die sich jemals am Rhein ereignet hat. Als am Mittelrhein nur wenige Kilometer vom Fluss entfernt vor knapp 13.000 Jahren ein Vulkan ausbrach, rasten Glutlawinen über das Land und türmten im Rheintal eine Barriere auf, die den Fluss zu einem gewaltigen See aufstaute. Schließlich durchbrach der Rhein den Damm, und eine zerstörerische Flutwelle ergoss sich flussabwärts.
In der Antike siedelten Kelten und Germanen am Rhein, bis die Römer kamen. Wie später noch oft in seiner Geschichte, markierte der Fluss eine Grenze, hier Zivilisation und Kultur, dort Wildheit und Barbarei. Aber diese Grenze verschwand bald. Unter den Römern blühte der Handel. Sie bauten Brücken und Legionslager, aus denen sich die ersten Städte entwickelten. Köln wurde zur Metropole. Diese Stellung konnte die Stadt auch später behaupten, weil sie 1259 das Stapelrecht einführte. 600 Jahre lang wurden in Köln alle Rheinschiffe gezwungen, ihre Waren abzuladen und zum Verkauf anzubieten: die Lage am Fluss als einträgliches Geschäftsmodell.
Der Rhein wurde zu einem der wichtigsten Verkehrswege Europas. Eine Sensation waren im 18. Jahrhundert die Holländerflöße. Damals transportierten Händler Tausende Tannen- und Eichenstämme aus dem Schwarzwald über den Fluss nach Holland. Das Land war zur globalen See- und Handelsmacht aufgestiegen und brauchte Holz für den Schiffsbau und als Fundament für Stadthäuser. Mancher dieser Floßgiganten war 330 Meter lang und 65 Meter breit, das entspricht der Fläche eines modernen Flugzeugträgers. Mehrere Hundert Mann steuerten diesen riesigen Apparat durch die gefährlich engen Rheinpassagen. Heute gehören die Gefährte der Vergangenheit an, ebenso wie die Pferde, die bis zur Erfindung der Dampfschifffahrt die Schiffe flussaufwärts treidelten.
Der Schiffsverkehr weckte entlang des Rheins an vielen Orten Begehrlichkeiten. Im Mittelalter errichteten Territorialherren am Rhein Dutzende Zollstellen. Heute sind viele von ihnen als Burgen Inbegriff der Rheinromantik. Doch früher mussten Händler dort Wegezoll bezahlen.
Vom Magdalenenhochwasser 1342 bis zu Tullas Rheinbegradigung, von Napoleons Besatzungszeit bis zur Loreley. "Terra X" begibt sich auf eine spannende Zeitreise durch die Geschichte des Rheins.
Er fließt durch sechs Länder, doch kein Volk ist ihm so emotional verbunden wie die Deutschen. Für sie ist er "Vater Rhein". Sie haben ihn gegen ihre Feinde verteidigt, seine Schönheit besungen und ihn mit Bonn zeitweise sogar ins politische Zentrum gerückt.
Bis ins 19. Jahrhundert fielen viele Rheinbewohner einer tödlichen Krankheit zum Opfer, die man sonst eher mit den Tropen in Verbindung bringt: der Malaria. Besonders am Oberrhein verwandelten damals Hochwasser die Ufergebiete immer wieder in sumpfige Brackwassergebiete - ideal für Mücken, die Überträger des Fiebers.
Vom Hochwasser geht am Rhein immer wieder große Gefahr aus. Doch niemals waren die Ausmaße katastrophaler als im Sommer 1342. Wissenschaftler haben rekonstruiert, dass es damals zu einer "Jahrtausendflut" gekommen ist, dem vielleicht größten Unwetter in historischer Zeit. Sintflutartige Regenfälle spülen innerhalb von zwei bis drei Tagen Milliarden Tonnen Boden weg, der Rhein und seine Nebenflüsse überfluten das gesamte Mittelrheintal, selbst die massiven Stadtmauern von Köln werden bei einem Pegel von elf Metern überflutet. "Wir gehen davon aus, dass insgesamt 13 Milliarden Tonnen Boden innerhalb von zwei, drei Tagen abgespült worden sind", schätzt der Geoökologe Hans-Rudolf Bork.
Malaria, Hochwassergefahr und Verbesserungen für die Schifffahrt waren auch die drei ausschlaggebenden Beweggründe für einen badischen Ingenieur, den Rhein aus dem Griff der Natur zu befreien. Johann Gottfried Tulla wollte den wilden Oberrhein bändigen, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch aus über 1600 kleinen Inseln und unzähligen Schlingen und Nebenarmen bestand, und ihm ein geschlossenes Bett verschaffen. 25 Durchstiche plante er: 1816 begann das größte Bauvorhaben, das jemals in Deutschland in Angriff genommen wurde. Am Ende ist der Fluss zwischen Basel und Worms um ganze 81 Kilometer kürzer geworden.
Eine Bahnfahrt am Mittelrhein zählt zu den schönsten Bahnerlebnissen Deutschlands. Neben der herausragenden Landschaft hat man bei dieser Fahrt immer auch den Mythos Rhein vor Augen.
Dieser Abschnitt des "deutschen" Flusses ist zudem ein wichtiger Schauplatz der Rheinromantik. Ein Fernsehteam hat sich mit der Eisenbahn auf Spurensuche begeben und versucht, diesen deutschen Mythos zu "erfahren".
Das Mittelrheintal war das erste bedeutende touristische Ziel Deutschlands. Die Eisenbahnstrecken beiderseits des Rheins gelten als landschaftlich schönste Deutschlands und führen durch ein UNESCO-Weltkulturerbe. Das Mittelrheintal ist nicht nur das romantische Aushängeschild Deutschlands, es ist seit jeher auch eine der wichtigsten Verkehrsadern: auf dem Wasser, der Straße und der Schiene.
Vor allem Künstler und Literaten suchten in der Zeit der beginnenden Industrialisierung das Unverfälschte und Ursprüngliche der Natur. Erste Spuren dieser beginnenden romantischen Verklärung finden sich schon bei Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Hölderlin und Heinrich von Kleist. Doch erst die Beschreibung Friedrich Schlegels von seiner Rheinreise 1802 löste den frühen Rheintourismus aus. Der Rhein als Symbol eines vereinigten Deutschland.
Hoch über Rüdesheim erstrahlt die Germania als Symbol der Einigung des Deutschen Reiches 1871 nach dem Deutsch-Französischen Krieg. Der Rhein war immer schon wichtig für die deutsche Geschichte und für die Sagen- und Märchenwelt der Rheinromantik. So war Richard Wagners Oper "Rheingold" Namensgeber für einen Luxuszug der Reichsbahn, der ab 1928 von Holland kommend hauptsächlich reiche Engländer den Rhein entlang in die Schweiz brachte. Einst kamen die Touristen, um die wildromantische Landschaft mit all ihren Burgen und Schlössern zu besuchen. Sie kamen wegen der Natur und der Ruhe. Doch mit den Dampfschiffen und der Eisenbahn wurden es immer mehr.
Heute besucht im Sommer ein Strom von Touristen den deutschen Fluss, Rheinromantik sieht anders aus. Wer heute das Mittelrheintal mit dem Zug bereist, wird bitter enttäuscht, wenn er nach den Blicken der Rheinromantiker sucht. Vorstellung und Wirklichkeit haben sich dort weit voneinander entfernt.