NDR
NDR Sa. 14.06.
Doku

Erntegeschichten

  • 45'
Dokumentation

Inhalt

Säen und ernten sichern seit Jahrtausenden den Menschen das Überleben. "Unsere Geschichte" blickt zurück. Wie hat sich die Landwirtschaft gerade auch mit Blick auf die Ernte in den letzten Jahrzehnten in Norddeutschland verändert? Was waren die Unterschiede zwischen Ost und West. Und gibt es immer noch Unterschiede? Wie haben neue Maschinen die mühselige Arbeit auf den Feldern verändert? "Unsere Geschichte" präsentiert Erntegeschichten: unterhaltsam und informativ. Als der Spargel nach Norddeutschland kam. Ein Spargelpionier erinnert sich Klaus Dohrmanns Vater war für landwirtschaftliche Experimente zu haben. Als ein Freund des Vaters in den 1930er-Jahren mit Spargelpflanzen bei Hoya experimentierte und kleine Flächen anbaute, faszinierte das auch den Landwirt. Anfang des Zweiten Weltkrieges war aber erst einmal Schluss mit dem Spargelexperiment, denn die Nationalsozialisten verboten den Anbau von Spargel. Für Luxusgemüse solle der deutsche Boden nicht kultiviert werden, schließlich müsse das deutsche Volk satt werden, hieß es in der NS-Propaganda. Klaus Dohrmanns Vater glaubte an das Edelgemüse und sammelte 1951 die Samen auf dem Feld seines Freundes auf. Und schon 1952 erntete er als einer der Ersten in der Gegend seinen Spargel. Klaus Dohrmann ist so alt wie die Geschichte des Spargels auf dem familiengeführten Hof Arkenberg. Er selbst hat erlebt, wie die Menschen in den 1960er-, 1970er-Jahren aus dem Harz und von der Ostsee mit Wannen auf den Hof kamen und kauften. "Der Spargel verkaufte sich von selbst, da es noch keine großen Anbauflächen gab", erinnert sich Klaus Dohrmann. Erst waren es Hausfrauen aus der Umgebung, die jeden Morgen bei den Dohrmanns halfen. Die Spargelstecherinnen waren so begehrt, dass die Dohrmanns alles versuchten, um sie zu halten: zum Beispiel mit Geschenken und Spieleabenden. In den 1980er-Jahren kamen dann die polnischen Ärzte, Bildhauer und Ingenieure auf den Spargelhof, um sich in Polen von ihrem verdienten Spargelgeld etwas leisten zu können. Kirsch- und Apfelernte im Alten Land Der Obsthof Lefers in Jork ist seit 1777 in Familienbesitz. Der über 80-jährige Gerd Lefers ist auf dem Hof aufgewachsen. Er hat Kirschen, Mirabellen und Äpfel gepflückt und die 20 Kilo schweren Kisten gestapelt und verladen. Anfangs hat er mit Werftarbeitern aus der Gegend gearbeitet, die sich in der Obsternte Urlaub nahmen. In den 1960er-Jahren fuhren die Werftarbeiter lieber in den Urlaub, die ersten Arbeiter aus Anatolien kamen. Damals habe man mit den Menschen aus Anatolien noch an einem Tisch gesessen. Schweinefleisch habe es seltener gegeben, sagt Gerd Lefers. Er erinnert sich, wie er zwei jungen Arbeitern das Fahrradfahren beigebracht hat. Die Saisonkräfte aus Anatolien riskierten viel, denn sie bekamen keine offizielle Arbeitserlaubnis. Es gab Razzien der Polizei mit Hausdurchsuchungen. "Wir versteckten die armen jungen Männer meist oben im Haus bei meiner Großmutter, denn dort wagte die Polizei nicht zu suchen", erinnert sich Gerd Lefers. Im darauffolgenden Jahr waren die Arbeiter oder ihre Verwandten wieder da. Vermarktung und Verkauf auf dem Großmarkt in Hamburg Wenn seine Nachbarn im Alten Land ihr Tagewerk vollbracht hatten, fuhr Claus Ropers los. Gegen Abend klapperte er von den 1960er-Jahren bis Ende der 1990er-Jahre mit seinem kleinen Lastwagen die Apfelhöfe ab und wuchtete die frische Ware auf die Ladefläche. Um 21.00 Uhr ging es dann nach Hamburg zum Großmarkt. Ab 23.00 Uhr wurde in den Deichtorhallen aufgebaut. Um 3.00 Uhr morgens kamen die Händler. "Da ging es um Pfennigbeträge, jeder versuchte zu feilschen! Aber das machte es ja gerade aus", erinnert sich Claus Ropers. Gegen 10.00 Uhr war er dann zurück auf seinem Hof, wo er selbst noch Obst anbaute. An sechs Tagen die Woche, 40 Jahre lang, absolvierte Claus Ropers diesen Kraftakt. Seine Frau zog mit und unterstützte ihn. "Wir hatten ein anstrengendes, aber auch sehr interessantes Arbeitsleben", sagt er. Zu seinem Nachfolger auf dem Großmarkt hat er gute Kontakte und lässt sich auf dem trubeligen Großmarkt manchmal noch sehen. Ganz besonders angesagt bei den Hamburgern war früher der Tag der offenen Tür im Großmarkt. "20.000 Menschen strömten hinein, Blaskapellen und ganz viel Tamtam!", erinnert sich der Ropers. Damals in der DDR Ohne Frauen lief in der Landwirtschaft der DDR nichts. Etwa die Hälfte aller Beschäftigten in den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften waren Frauen. Und die begnügten sich nicht nur mit klassischen Arbeiten wie Kühe melken und Felder hacken. Frauen standen "ihren Mann" auch in Bereichen, die immer noch eher als Männerdomäne gelten: zum Beispiel Mähdrescher fahren. Gerda C

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Von: Katrin Heineking, Ole Lerch, Heiko Kreft Untertitel
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